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9. Mai 2025

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Freitag, 25 November 2022 / Veröffentlicht in Leseecke

Verblassende magische Welten – Mythologie und unsere Region

Warum heißt der Donnerstag eigentlich Donnerstag? Warum hängen wir Hufeisen auf oder warum stellen wir uns das Christkind als blondes Mädchen vor? Die Antwort lautet „Mythologie“. Bei diesem Begriff denkt man meist an griechische und römische Götter der Antike. Aber auch nördlich der Alpen hatten die Menschen natürlich eigene mythologische Vorstellungen – im linksrheinischen Gebiet, also also auch bei uns an der Saar, vermischten sich die der Kelten und der Germanen. Dass deren Mythologie heute weniger bekannt ist als die der großen Mittelmeerkulturen, liegt vor allem daran, dass kaum etwas davon schriftlich aufgezeichnet wurde. Kelten und Germanen überlieferten in Erzählungen, Geschichten und Liedern. Spärliche Schriftquellen gibt es durch die Römer, selbst fing man nördlich der Alpen erst im Mittelalter in nennenswertem Maße an, zu schreiben.

Doch auch mit mündlicher Weitergabe haben es Vorstellungen der Kelten und Germanen in Resten bis in unsere Zeit geschafft. Die eingangs genannten drei Aspekte aus dem Alltag gehen zurück auf drei Gottheiten, die im heute westlicheren mitteldeutschen Raum, so auch bei uns, verbreitet waren.

Drei wichtige Gottheiten unseres Raums

Der nordgermanische Thor nach der Vorstellung eines Malers 1872 – seine Entsprechung in unserem Raum war Donar.

Donar

Er fährt mit seinem Wagen über die Wolken und ist, wie sein Name schon verrät, für den Donner verantwortlich. Streift er mit einem Wagenrad einen Stein, schlägt es Funken, die auf der Erde als Blitze sichtbar werden, und es poltert gewaltig. Bei den Menschen war er beliebt: Er galt gewissermaßen als sympathischer Kerl – freundlich, wohlwollend und zudem gewitzt, bis hin zu schalkhaft. Zur Benennung eines Wochentages nach ihm kam es im Zuge der Übernahme römischer Sitten: Bei den Römern war der Donnerstag der Tag des Gottes Jupiter. Da nun Jupiter für Wettererscheinungen, insbesondere Gewitter, zuständig war, ging man bei uns davon aus, dass der Tag entsprechend Donar zuzuordnen sei.

Frau Holle lässt es schneien – aus einem „Festkalender“, bald nach 1900.

Holda / Frau Holle

Sie ist eine freundliche, milde Göttin, die jedoch auch strafen kann. Wenn sie eines nicht mag, ist es Faulheit – wobei sie als weibliche Gottheit vor allem den Fleiß der Frauen und Mädchen überprüft. Holda ist ein allumfassendes Prinzip, herrschend vom Himmel, über die Erde, bis in das Reich darunter. So schneit es von oben auf die Erde herab, wenn sie ihre Betten ausschüttelt, gleichzeitig aber kann man über den Weg nach unten, durch einen Brunnen, in ihr Reich gelangen. Manch einer hat es sicher schon bemerkt – sie ist als Frau Holle im Märchen erhalten geblieben. Auch hat Holda unsere Vorstellung vom Christkind geprägt: Diese Figur, die ursprünglich das Jesuskind meinte, wurde in den dörflichen Regionen Südwestdeutschlands mit älteren Vorstellungen überlagert: Ungeachtet der Silbe „Christ-“ sah man darin Holda. So stellte man sich das Christkind in der Erscheinung der jungen Holda vor: weiblich, blond, weiß gekleidet und mit Gold geschmückt.

Wodan in einem Festkalender des 19. Jahrhunderts

Wodan

Er ist der höchste Gott der gallo-germanischen Mythologie – und im Gegensatz zum gewitzten Donar eher streng und respekteinflößend. Doch, wenn er einem gewogen ist, hat man in ihm den mächtigsten Verbündeten überhaupt. Menschen in Bedrängnis kommt er auf seinem achtbeinigen Pferd zu Hilfe – in Windeseile ist das Pferd zur Stelle und bäumt sich wild auf. In diesem Moment, wenn das Pferd steigt und man seine Hufeisen sieht, weiß man, dass alles Unheil abgewehrt ist. Deshalb ist die heute verbreitete Handhabung des Hufeisenbrauches auch falsch: Erstens handelt es sich nicht um ein Glück bringendes Symbol, sondern um ein Unheil abwehrendes Symbol. Zweitens wird es nicht mit der Öffnung nach oben aufgehängt, „damit das Glück nicht herausfällt“, sondern mit der Öffnung nach unten, wie es bei einem steigenden Pferd zu sehen ist. Noch vor einigen Jahrzehnten konnte man in alten Bauernhäusern unserer Region Hufeisen an den Wänden sehen – allesamt mit der Öffnung nach unten.

Präsent bis ins 20. Jahrhundert

Nicht nur von Göttern war in der Vorstellung unserer Vorfahren die Welt bevölkert, sondern auch von Elfen und Feen, Zwergen und verschiedensten anderen Geistern. Es gab allerlei Wunder sowie magische und geheimnisvolle Vorgänge. Untersucht man unseren heutigen Alltag, finden sich immer wieder erstaunliche Überreste – nur pflegen wir diese, ohne die Hintergründe zu kennen. Erstaunlicher noch ist aber vielleicht eine andere Tatsache, zumindest für die jüngeren Generationen: dass das dazugehörige Hintergrundwissen, die Mythologie der Kelten und Germanen, nicht etwa seit Jahrhunderten verblasst ist – sondern gerade mal erst seit Jahrzehnten. Noch bis ins frühe 20. Jahrhundert war sie für die Menschen lebendig. Würden wir ins Jahr 1900 zurückreisen und nach Donar, Holda oder Wodan fragen, könnten uns in jedem Dorf unserer Region die Menschen einiges berichten. Womöglich allerdings würden sie es nicht tun – nur, wenn wir ihr Vertrauen gewinnen könnten und auch dann nur hinter vorgehaltener Hand. Denn offiziell waren allein christliche Vorstellungen akzeptiert. Bekam der Pfarrer Wind davon, dass man sich mit „altem Heidenkram“ befasste, gab es ordentlich Tadel. Erwähnte man solche Dinge gegenüber Städtern oder studierten Leuten, wurde man ausgelacht. Deshalb sprach die ländliche Bevölkerung nur in den eigenen Kreisen über die alten Götter und auch dann oft verschlüsselt – so anstatt von Wodan vom „alde Herrgott“ oder anstatt von Holda von der „ald Gottesmutter“.

Von der Steinzeit bis zu den Urgroßeltern

Die keltisch-germanische Mythologie war den Menschen um 1900 also noch von Eltern und Großeltern überliefert worden und denen wiederum von ihren Vorfahren – eine Kontinuitätslinie, die zurückreicht bis ins Altertum. Wegen der damaligen Verhältnisse wird übrigens für unsere Region eher von gallo-germanisch als von keltisch-germanisch gesprochen, weil die Keltenstämme des hiesigen und benachbarten Raums als Gallier bezeichnet wurden. Natürlich hatten auch die Kelten und Germanen des Altertums ihre mythologischen Vorstellungen nicht einfach erfunden, sondern kannten sie aus Überlieferungen. Somit reicht in ihrer Mythologie, wie bei allen Kulturen, ein roter Faden zurück bis in die ganz frühe Menschheitsgeschichte – in die Zeit, als Menschen erstmals anfingen, die Natur und den Kosmos zu beobachten, gewissen Kräften Namen zu geben und Vorgänge mit Geschichten zu umschreiben.

Nachdem Mythologie also von den Anfängen der Menschheit bis ins 20. Jahrhundert überlebt hat, verschwindet sie nun innerhalb von zwei, drei Generationen. Vieles ist bereits für immer verloren, da es nicht aufgeschrieben, sondern nur in den Dörfern erzählt wurde. Manches können wir noch grade so greifen und festhalten.

Mehr als lokale Kleinkultur

Übrigens war und ist dabei die Mythologie unserer Region keineswegs eine lokale, unbedeutende Angelegenheit. Viele Aspekte, die bei uns wichtig waren, waren es auch fast im ganzen restlichen Europa. Zudem haben viele Vorstellungen des westlicheren Mitteldeutschlands aus unterschiedlichen Gründen große Wirkkraft entfaltet. Der Donnerstag etwa heißt schließlich überall im deutschsprachigen Raum Donnerstag, auch dort, wo man statt von Donar beispielsweise von seiner nordgermanischen Entsprechung Thor sprach. Märchen wie das von Frau Holle und auch das weibliche Christkind sind weithin bekannt. Und ein ganz anderes Stück Mythologie, die Nibelungensage – in diesem Fall keine Erzählung des Volkes, sondern der „höheren“ Gesellschaft – fasziniert bis heute und hat unter anderem zu einem der weltweit erfolgreichsten Romane des 20. Jahrhunderts inspiriert: „Der Herr der Ringe“. Durch Personen und Geschehnisse zieht sich die Nibelungen-Sage vom uns bereits recht nahen Worms am Rhein noch näher zu uns, bis in den Hunsrück.

In „Sonah“ greifen wir zusammen mit unserem Volkskundler Gunter Altenkirch immer wieder die Mythologie unseres Raums auf. So wollen wir manches Stück unserer vielseitigen Kultur bewahren, die Menschen miteinander verbinden kann – räumlich und zeitlich: bisweilen über fast ganz Europa und über Hunderttausende von Jahren.

Anika Meyer

Ein Dank für Informationen an das Museum für dörfliche Alltagskultur.

Weiterführende Beiträge zur Mythologie unseres Raums im Heft lesen?

Zum Christkind

„Kehrt ein in jedes Haus…“ – Auf wen wir am Heiligen Abend warten

Sonah Ausgabe 15 (1 – 2021)

Zu Holda/ Frau Holle

„Ich bin Frau Holle“ – Eine rätselhafte alte Bekannte Sonah

Ausgabe 19 (1 – 2022)

Zu Holdas Reich unter den Brunnen

Spender des Lebenselixiers – Was hinter (und unter) unseren Brunnen steckt

Ausgabe 13 (3 – 2020)

Zur Nibelungen-Sage

Hunsrücker Nibelungenland – Wie nah kamen uns die Helden des berühmten Epos?

Sonah Ausgabe 10 (4-2019)

Zu Feen und Elben

Wo sind die Feen und Elben hin? – Eine Suche nach mythologischen Wesen

Sonah Ausgabe 17 (3 – 2021)

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